Grapefruits und Medikamente sind keine guten Freunde. Denn der Fruchtsaft kann die Wirkung gefährlich durcheinanderbringen...
(Artikel aus den "SALZBURGER NACHRICHTEN" vom Dienstag, 16. Oktober 2016)
von BERNHARD SCHREGLMANN
Viele Menschen beginnen den Tag mit einem frisch gepreßten Grapefruitsaft. Was auf den ersten Blick gesund und vernünftig erscheint, könnte aber auf den zweiten Blick ungeahnte Konsequenzen haben. Denn Grapefruitsaft kann die Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten teilweise enorm verstärken „Grapefruitsaft kann das Enzymsystem in Darm und Leber hemmen“, bestätigt Sigrun Gundl von der Salzburger Landesapotheke. „Das ist besonders bei oral verabreichten Medikamenten zu beachten. Einige Arzneimittel können ohne diese Enzyme nicht abgebaut werden, was dazu führt, daß der Wirkspiegel der Medikamente im Blut ansteigt und damit sowohl Haupt- als auch Nebenwirkungen zunehmen.“ Man müsse wissen, wovon man spricht. Blutdrucksenkende Mittel: Hier kann Grapefruitsaft dazu führen, daß der Blutdruck zu sehr sinkt und der Patient dann plötzlich umkippt. In solchen Fällen würde sie überhaupt keinen Grapefruitsaft trinken, sagt die Apothekerin. Und wenn schon, sollte man den genauen Zeitplan, wann man was zu sich nimmt, abklären. Ihr Tip: Medikamente einfach mit Wasser einnehmen und Säfte generell weglassen. „Wobei man sagen muß, daß Grapefruitsaft bei uns nicht so gängig ist, das ist ja eher ein Nebenschauplatz“, sagt Gundl. Aber auch bei Orangen oder Limettenweiß man nicht, ob es nicht auch zu unerwünschten Wirkungen kommen kann, „da gibt es bisher keine ernsthaften Hinweise. Bei der Pampelmuse hingegen weiß man von ähnlichen Effekten wie bei der Grapefruit.“ Bei beiden Früchten ist es der Stoff Bergamottin und 6’,7’-Dihydroxybergamottin, der für die unerwünschten Effekte verantwortlich ist. Doch es ist nicht nur die Grapefruit, die solche Nebenwirkungen erzeugen kann, problematisch ist auch das Johanniskraut. Das greift auch ins Enzymsystem ein, bewirkt jedoch, daß einige Arzneimittel viel schneller als üblich abgebaut werden und somit ihre Wirkung nicht mehr ausreichend entfalten können. Johanniskraut an sich wirkt stimmungsaufhellend, weshalb es oft ohne fachmännische Beratung angewendet wird, etwa in Form von Tees oder Ölen. „Doch bei einer solchen Selbstmedikation weiß man die Menge nicht“, warnt Gundl. Wer also die Dosierung nicht kennt, kennt auch die Grenzen nicht. Und noch einen „Problemfall“ gibt es: das Ginkgokraut. Es wird gern gegen „die Vergeßlichkeit“ eingenommen. Ginkgokraut hemmt aber möglicherweise die Blutgerinnung. Das bedeutet: Bei Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, etwa nach Herzinfarkten oder Stent- Operationen, wirkt Ginkgo noch verdünnender. Das kann im schlimmsten Fall zu Magenblutungen führen, aber etwa auch zu gefährlichen Situationen bei Operationen.
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=== Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Bernhard Schreglmann. ===